Nachmittags auf dem Recyclinghof in Pocking. Die Stimmung ist angespannt, Vorsicht ist geboten. Auf dem engen Gelände drängt sich Auto an Auto. Autos mit Anhängern versuchen sich auf der Suche nach einem Parkplatz fortzubewegen. Dazwischen schlängeln sich Menschen hindurch, die ihren Müll entsorgen. Wem es werktags zu ruhig ist, der findet sich am Samstagvormittag im Stau auf der Hartkirchener Straße wieder. Das Fazit nach einem Besuch auf dem Pockinger Recyclingzentrum: Die Anlage ist schlichtweg zu klein. Eigentlich ist das Problem nicht verwunderlich. Das Pockinger Recyclingzentrum wurde im Jahr 1995 gebaut. Damals zählte Pocking etwa 14.000 Einwohner. Mit dem 01. April 2020 ist die Einwohnerzahl auf 17.151 angestiegen. Ein enormes Wachstum in den letzten 25 Jahren, mit dem bei dem Bau nicht gerechnet werden konnte. Auch die umliegenden Gemeinden im Einzugsgebiet haben deutlich an Bevölkerung zugenommen. Daneben ist in Pocking ein besonderer Service möglich: Die Abgabe von Sperrmüll.

Auf der Anlage stehen einige Parkplätze zur Verfügung. Diese reichen meist nicht aus oder sind bei schwerem Abfall zu weit vom Container entfernt, weshalb oft neben entsprechenden Containern gehalten wird. Dadurch wird die Fahrbahn auf dem Gelände deutlich schmäler. Die enge Straßenführung um die zentralen Parkplätze herum und zur Sperrmüllannahme leistet ihren Beitrag zur angespannten Situation.

Der hohe Zulauf der Bürgerinnen und Bürger hat Effekte über das Gelände des Recyclingzentrums hinaus. Der Verkehrsfluss leidet auf der Hartkirchener Straße zu Stoßzeiten sehr unter dem überfüllten Recyclingzentrum. Häufig kommt es zu langen Rückstaus auf der Zubringerstraße und damit oftmals einhergehenden brenzligen Verkehrssituationen.

Gerade im Hinblick auf das Festhalten am Bring-System für Verpackungskunststoffe, Folien, Getränkekartons, Kunststoffflaschen und Becher sowie Dosenschrott ist eine Erweiterung unabdinglich. Die ZAW-Verbandsversammlung hat sich Ende Oktober einstimmig gegen die Einführung einer „Gelben Tonne“ für die Jahre 2022 bis 2024 entschieden. Daher ist in den kommenden Jahren keine abnehmende Frequentierung des Pockinger Recyclingzentrums zu erwarten.

Im Recyclingzentrum ist nicht nur der Verpackungsmüll ein großer Frequenzbringer. Unbehandeltes Holz, Bauschutt, Grüngut oder Elektrogeräte können ebenfalls abgegeben werden. Daneben ist in Pocking eine Sperrmüllannahme vorhanden, welche ein großes Einzugsgebiet hat. Im südlichen Landkreis Passau ist die Abgabe von Sperrmüll neben Pocking, in Bad Griesbach, Neuburg-Pfenningbach oder Ortenburg möglich. Das führt zwangsläufig zu einem überfüllten Recyclingzentrum, da alleine die stark angewachsene Einwohnerzahl Pockings und der umliegenden Gemeinden bei der Errichtung im Jahr 1995 nicht berücksichtigt werden konnten.

Um weiterhin die Bürgerinnen und Bürger zum Recyceln zu motivieren, darf die Fahrt zum Recyclingzentrum nicht zu einem nervenaufreibenden Erlebnis werden. Eine richtige Entsorgung ist die Grundlage für eine erfolgreiche Wiederverwertung und eine saubere Natur. Die JU Pocking möchte sich diesem Thema annehmen. „Eine Erweiterung oder ein Neubau sind der logische Schluss aus unseren Beobachtungen“, so Ortsvorsitzender Julian Hümmer. Die Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker wollen eine Diskussion anstoßen und das Recyclingzentrum auf die politische Agenda Pockings bringen. Denn obwohl das Recyclingzentrum von dem ZAW Donau-Wald betrieben wird, kann die Stadt Pocking bei der Grundstückssuche für einen eventuellen Neubau unterstützend wirken.

Die JU Pocking mit v.r. Ortsvorsitzendem Julian Hümmer, Ernst Geislberger-Schießleder, Johanna Holly, Carina Kafl, Eva Resl, Gabriel Gruber und Christoph Putz macht auf die Überlastung des Recyclingzentrums Pocking aufmerksam.